Mein Ecstasy
Ecstasy - Liebelle

Drug:
EcstasyDate
28. Februar 2025 13:50Long-Term Report:
YesTrip Report:
Ich bin mindestens 1 Jahr lang jedes Wochenende in Frankfurt feiern gegangen, um auf Techno zu tanzen. Obwohl ich wusste, dass dort viele etwas einwerfen, habe ich das nie getan. Ich hatte einen riesen Spaß. Nur mit Bier.
Allerdings war der Club-Besuch für mich auch ausschließlich auf das Tanzen ausgerichtet. Die laute Musik, die geilen Rhythmen, den Körper zu bewegen. Es war fantastisch. Ich bin oft auch alleine gegangen.
Mit anderen Menschen geredet habe ich nie. Ich wusste gar nicht wie das geht, und war zu schüchtern. Ab und zu wird man dann aber doch angesprochen, und kommt kurz ins Gespräch. Manche Menschen hat man jedes Wochenende immer wieder auf verschiedenen Veranstaltungen getroffen.
Ich habe manche Menschen bewundert, da sie total locker auf andere Menschen zugehen konnten, und einfach so sehr sie selbst waren. Sie hatten etwas, das ich nicht hatte. Ich habe mich in deren Gegenwart wohl gefühlt. So etwas gab es außerhalb von Clubs nicht.
Ich war verzweifelt, weil ich andere Menschen nicht ansprechen konnte, und schon gar nicht meine große Liebe. Wenn ich es versuchte, bin ich total gescheitert. (peinliche Momente). Ich bin weggerannt. Ich habe (an das Leben) innerlich um Hilfe geschrien. Und bekam eine Antwort.
Jemand hat mir Ecstasy angeboten. Er war so sympathisch, relaxed, und schlau. Ich war ihm schon ein paarmal über den Weg gelaufen.
Die Wirkung kann wohl absolut niemand erahnen, der es nicht selbst einmal ausprobiert hat. Es war jenseits aller meiner Vorstellungen. Es hat nichts damit zu tun, dass es einem einfach nur gut geht, so wie sich das viele vielleicht Vorstellen. Die ganze Umgebung veränderte sich, und war in einen Schleier aus Mitgefühl gedeckt. So sehr, dass man sich davon zunächst überfordert fühlte. Ich war das erste mal lebendig, und habe gespürt, was Liebe ist.
Nicht nur ich selbst habe mich verändert - der ganze Club war anders. So, als ob sich meine äußere Realität in eine Parallel-Realität verschoben hätte, in der alle Menschen rücksichtsvoll zueinander sind, und tiefe und Gefühlsvolle Gespräche führen. (draußen sitzend, im Club-Garten). Alle waren plötzlich eine große Familie.
Mein Blick war weit - ich habe viel mehr wahrgenommen. Ich war sehr aufmerksam. In der Musik hörte ich Ebenen heraus, von denen ich vorher nicht wusste, dass sie existieren. Ich hatte das erste mal in meinem Leben WIRKLICH die Musik gehört. Im Alltag geht die Musik immer durch die Filter im Gehirn, welche für Interpretation zuständig sind. Was dann beim Bewusstsein ankommt, ist nur noch ein lasches Abbild von dem, was die Musik eigentlich wirklich ist.
Ein merkwürdiges Phänomen. Geht man ohne Ecstasy in den Club, sieht man viele Menschen, die zwar Ecstasy nehmen, aber sie verhalten sich nicht so, als ob sie Ecstasy genommen hätten. Erst wenn man es selbst auch nimmt, sind alle plötzlich wie verwandelt.
Nüchtern wurde ich so gut wie nie von anderen Menschen angesprochen. Wirklich fast nie. Aber immer wenn ich Ecstasy genommen hatte, stellten plötzlich alle Menschen Kontakt zu mir her. Draußen beim Sitzen im Außenbereich, drinnen an der Bar, oder Frauen, die mir im vorbei gehen liebevoll über meine Seite streichten.
Ich bin plötzlich mit Menschen des anderen Geschlechts in Kontakt gekommen - draußen voreinander sitzend, die Hände gehalten, und über alles geredet, über das man sonst nicht spricht - Träume, Wünsche, Sorgen, und Ängste. Und das mit einem Menschen, den man gerade erst kennengelernt hat.
Die Sexualität war für die Dauer der Wirkung komplett abgeschaltet. Wir sind in einen Modus gefallen, wo wir wieder wie kleine Kinder waren. Zwei kleine Kinder saßen im Club, und haben sich über ihre tiefsten Ängste und Wünsche unterhalten. Es war so heilsam. Denn ich war so schüchtern (komplett blockiert), und jetzt habe ich gesehen, dass ich auch anders sein kann.
Ich wusste von nun an, dass etwas mit mir nicht stimmt. Dass etwas mit der gesamten Gesellschaft nicht stimmt. Ich war immer so sehr im Kopf, und habe mich dabei selbst blockiert. Ich hatte gar keinen eigenen Charakter, sondern immer nur eine langweilige Kopf-Stimme. Der Intellekt (Neo-Kortex) scheint mit dem Erwachsen werden viel zu stark geworden zu sein, und das natürliche Verhalten des Körpers zu übersteuern - ich fand Literatur darüber. Ich bewunderte Kinder, wie selbst sie noch sind. Was für einen Charakter sie haben. Und dass sie keine Angst haben, was andere über sie denken. Sie haben auch keine Angst davor, nackt herum zu laufen.
Die Droge schien den zu stark gewordenen Intellekt temporär aufzuheben, und plötzlich war ich wie verwandelt. Ich war in der Lage, ich selbst zu sein. Ich war einfühlsam, konnte gute Gespräche führen, und meine Intelligenz war gesteigert.
Seitdem war mir klar, dass der zu stark gewordene Intellekt ein menschliches Leiden ist, und dass ein (temporäres) Gegenmittel gefunden wurde. Eines, welches diesen Umstand zumindest sichtbar macht. Man kann Ecstasy nämlich nicht sehr häufig nehmen, da der Effekt ansonsten negative Folgen hat. Die Substanz gibt also nur einen Einblick darin, was möglich ist, anstatt eine vollständige Medizin zu sein.
Mir wurde klar, dass es auch möglich sein müsste, diesen Zustand auch ohne die Einnahme von Ecstasy zu erreichen, und ich habe angefangen zu meditieren. Das Wesen der Kinder wurde zu meinem Vorbild. Ich wollte die kindliche Unschuld wieder erlangen. Oder einfach nur ich selbst sein.
Heute habe ich schon viele Jahre kein Ecstasy mehr genommen, aber das Gefühl von damals ist in Teilen noch greifbar (eigentlich nicht - die Erfahrung verblasst so schnell. Erst wenn man es dann wieder nimmt, kommt einem die Erkenntnis: "ACHSO! - jetzt erinnere ich mich wieder! - ich hatte ganz vergessen - wie wesentlich es wirklich ist."
Denn es liegt ein intensives Gefühl in der Luft, wie gerade geboren worden zu sein - noch im Krankenhaus-Zimmer, in den Armen der Mutter. Es berührt sehr stark die Gefühle daran überhaupt lebendig zu sein, und die Frage danach, was Realität überhaupt ist.
Während man nüchtern durch den Club läuft, und fast nie ein Blickkontakt zustande kommt, schaut einem mit der Droge fast jeder in die Augen, und es entsteht ein intensiver mitfühlender Blickkontakt.
Neo - willst du die rote, oder die blaue Pille?
Wenn man Ecstasy zu oft nimmt, und der Körper sich daran gewöhnt, dann gerät man Stück für Stück in eine Hölle. Hierüber kann ich allerdings nicht sprechen, denn ich habe es nie zu oft genommen.
Insgesamt habe ich es über mehrere Jahre hinweg vielleicht so 30 mal gemacht.
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Spielwiese
vor 10 Tagen
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